Wie geht’s?

Diese Frage wird jeden Tag viele tausend Male gestellt, ohne dass der Fragesteller wirklich an einer ehrlichen Antwort interessiert wäre. Weil der Befragte das in aller Regel weiß, antwortet er als Automatismus mit “gut”, obwohl das bei genauem Hinsehen oft nicht der Fall ist. Es handelt sich um eine “soziale” Frage, die durchaus freundlich gemeint sein kann und die geeignet sein mag, eine Kommunikation in Gang zu setzen.

Derjenige, der die Frage ernst nimmt und auf sein Seelenleben schaut, wird von dieser Frage unangenehm berührt, wenn es ihm schlecht geht. Er empfindet das nicht selten als unzulässiges Eindringen in seine Privatsphäre. Wer sich unter Kontrolle hat, antwortet dann mit einer “Nichtantwort” und verbindet sie häufig mit einer Gegenfrage, die den Zyklus beenden soll: “Danke, und selbst?” 

Manche ignorieren eine solche Frage auch komplett, denn sie sind nicht willens, jedes Mal auf ihre seelische Situation zu schauen, weil irgendein Außenstehender danach fragt. Was zurückbleibt, ist nicht selten eine Verstimmung.

Die Frage danach, wie es einem Anderen geht, ist in zahlreichen Kulturen verbreitet, stellt aber angesichts der zuvor geschilderten Mechanismen eine Unsitte dar, die dringend abgeschafft werden sollte. Stellen Sie also niemals eine so formulierte Frage, sondern beginnen Sie Ihre Kommunikation mit einer positiven Aussage. Zum Beispiel über “schönes Wetter und gute Straßen”. Sie vermeiden damit, dass der Angesprochene verstimmt reagiert und Ihnen möglicherweise künftig aus dem Weg  geht.

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