Unterdrücker unterdrückerische Person, antisoziale Persönlichkeit, Suppressive Person, SP

Bei Hubbard spielt dieser von ihm selbst definierte Persönlichkeitstyp eine äußerst wichtige Rolle. Mittels einer von ihm erstellten Checkliste, auf der antisoziale Eigenschaften aufgeführt sind, soll man feststellen können, wer als “Unterdrücker” angesehen werden muss. Zu finden im HCOB vom 27. September 1966, “DIE ANTISOZIALE PERSÖNLICHKEIT”. Es folgt ein verkürzter Auszug:

Eine unterdrückerische Person ...
spricht nur in sehr groben Verallgemeinerungen - verbreitet hauptsächlich schlechte Nachrichten - ändert Kommunikation zum Negativen hin - spricht nicht auf Behandlung, Besserungsversuche oder Psychotherapie an - schüchtert ihre Umgebung massiv ein - erschafft für andere Schwierigkeiten - sucht sich das verkehrte Angriffsziel aus - kann Vorhaben nicht planvoll abschließen, sondern ist von zahllosen unabgeschlossenen Aktionszyklen umgeben -  unterstützt ausschließlich destruktive Gruppen - lehnt Hilfe für Andere ab - hat einen schlechten Sinn für Eigentum und hält es für einen Vorwand, um Andere zu betrügen - beschuldigt Andere der Dinge, die sie selbst tut - hat einen verborgenen Horror vor Anderen - freut sich, wenn es Anderen schlecht geht - ist missgestimmt, wenn es Anderen gut geht.

Da die Scientology-Organisation (nach eigener Aussage) den Menschen hilft und dafür sorgt, dass es ihnen besser geht, wird sie von Unterdrückern angeblich gehasst und bekämpft. Bis zum heutigen Tag, ist man in dieser Organisation der Auffassung, sich ständig in einem Überlebenskampf mit Unterdrückern zu befinden.    

Am 28. November 1970 veröffentlichte Hubbard die C/S-Serie 22 mit der Überschrift PSYCHOSE. Darin schrieb er, “Anscheinend sind etwa 15 bis 20% der menschlichen Rasse geisteskrank”. Geisteskrankheit wurde in dieser Referenz zum ersten Mal klar und abschließend definiert:
“GEISTESKRANKHEIT IST DER OFFENE ODER VERSTECKTE, ABER IMMER KOMPLEXE UND FORTWÄHRENDE ENTSCHLUSS, ZU SCHADEN ODER ZU ZERSTÖREN.”

Anmerkung:
Hubbard differenzierte also zwischen “Geisteskrankheit” und “geistiger Störung”. Während nach seiner Definition der Geisteskranke zerstörerisch denkt und handelt, liegt eine geistige Störung dann vor, wenn eine Person “nur” chronisch unter seelischen Kümmernissen leidet. Letzteres manifestiert sich in einer nicht im Überlebensbereich befindlichen Position auf der
Tonskala*. Obwohl der Bereich von 1.5 an abwärts als psychotisch angesehen wird und Unterdrücker immer psychotisch sind, ist eine niedrige Position allein kein Indiz dafür, einen Unterdrücker vor sich zu haben. Er muss zusätzlich die oben aufgezählten Eigenschaften aufweisen. Psychotisch ist also nicht gleichbedeutend mit “bösartig”. 

Laut Hubbard ist ein “Unterdrücker” der Prototyp des Geisteskranken. Sein Denken und Handeln sind Ausdruck seiner Furcht vor Anderen. Er ist der Auffassung, sich vor ihnen nur dadurch schützen zu können, dass er deren Fähigkeiten klein hält, sie am Fortkommen hindert, sie von sich fern hält, verfolgt, einsperrt, tötet usw. Personen, die sich dadurch auszeichnen, befinden sich nur selten in der Psychiatrie, sondern treiben ihr Unwesen mitten in der Gesellschaft. Die von ihnen bewusst begangenen Verbrechen erweisen sich mitunter als sehr viel teuflischer, als es jemals in psychiatrischen Lehrbüchern verzeichnet worden ist. Prominente Vertreter: Stalin, Hitler, Napoleon, Mao, Idi Amin, Bokassa, Mugabe, Gaddafi usw.

Es gibt unübersehbare Anhaltspunkte dafür, das Hubbard zumindest zeitweise selbst psychotisch war. Seine zweite Frau Sara Northrup bezeichnete ihn als geisteskrank und reichte mit dieser Begründung 1951 die Scheidung ein. Insbesondere seine ständig dramatisierte Verteufelung der Psychiatrie, seine Abneigung gegenüber staatlicher Autorität, sein gestörtes Verhältnis zur Demokratie und zu einer freien Presse, sein erzautoritärer Führungsstil innerhalb der eigenen Organisation sowie seine damit einhergehenden sadistischen Bestrafungsmethoden von Mitarbeitern zeichnen von ihm ein sehr zwiespältiges Bild. Hinzu kommen die als Wahnvorstellungen empfundenen Sachverhaltsschilderungen betreffend OT III*.

Unabhängig von der bereits erwähnten Checkliste bezeichnete Hubbard jeden als Unterdrücker, der ihm oder seiner Organisation kritisch entgegentrat. An diesem Punkt wird die Zuweisung der Eigenschaft “geisteskrank” irrational und manifestiert sich als Willkür. Denn wie könnte man als Organisation besser im Recht sein, als dass jeder, der ihr gegenüber antagonistisch auftritt, zwangsläufig ein Geisteskranker ist?

Für Außenstehende ist es daher schwierig zu beurteilen, ob jemand, der von der Scientology-Organisation zum “Unterdrücker” erklärt wurde, tatsächlich die obigen Merkmale aufweist. Nicht selten ist eine solche Zuweisung nämlich nichts weiter als eine Bestrafungsmaßnahme oder ein Racheakt an Personen, die als ehemalige Mitglieder aus der Organisation ausgetreten sind, weil sie mit den dortigen Gepflogenheiten nicht mehr übereinstimmten. Die Zuweisung erfolgt wie eine Brandmarkung öffentlich durch “Aushang”. Zeitgleich tritt für die Mitglieder der Organisation ein absolutes Kommunikationsverbot mit dieser Person in Kraft. Damit sollen kritische Informationen strikt ferngehalten werden, weil sie weitere Austritte zur Folge haben könnten. Die Mitglieder halten sich gehorsam daran, weil sie sonst mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen müssen.   

An dem von Hubbard eingeführten Umgang mit Kritikern hat sich bis heute nichts geändert. Wer als Mitglied dieser Sekte Kritik an ihr oder ihren leitenden Mitarbeitern übt, wird unverzüglich zur Zielscheibe von “Ethikmaßnahmen”, wobei als Automatismus unterstellt wird, dass der Kritiker Verfehlungen begangen haben muss, um so zu denken und zu handeln. Es wird nicht geprüft, ob die Kritik berechtigt ist. So wird auch eine analytische Beanstandung von Missständen als
reaktive* Dramatisation abqualifiziert und entsprechend geahndet. 

Die menschliche Gesellschaft bedient sich sehr leicht des Arguments, dass jemand, der anderer Auffassung ist als sie, verrückt und/oder kriminell sein muss. Das setzt den Kritiker unwiderlegbar ins Unrecht und macht es leicht, “geeignete Maßnahmen” gegen ihn zu ergreifen. Diktaturen, die Kritik generell nicht ertragen können, unterdrücken daher die Meinungs- und Pressefreiheit. Für sie ist der konstruierte Zusammenhang zwischen Kritik und Geisteskrankheit/Kriminalität wie geschaffen. Die Sowjetunion wies ihre Systemkritiker in die Psychiatrie ein, die Faschisten verurteilten sie zum Tode.

Siehe auch die Definition von Unterdrückung*

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