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OCA-Test
“OCA” steht als Abkürzung für Oxford Capacity Analysis. Mit Oxford hat der Test nichts zu tun. Wikipedia berichtet, dass er eine Weiterentwicklung der Taylor-Johnson Temperament Analysis sei, die 1955 durch Ray Kemp und Julia Lewis erfolgte. Er wird als “Persönlichkeitstest” bezeichnet und findet vielfache Anwendung. Auch bei der mit einem schlechten Leumund versehenen Scientology-Organisation, die damit neue Leute für sich interessieren will. Diese hat jedoch keine Urheberrechte daran, denn der Test kann von jedermann uneingeschränkt genutzt werden. Er besteht aus 200 Fragen, auf die ein Proband nur mit “ja”, “nein” oder “unsicher” antworten kann. Dennoch wird sein Seelenleben damit gründlich durchleuchtet.
Die 200 Fragen sind in 10 Gruppen zu je 20 Fragen unterteilt, jedoch so durchmischt und formuliert, dass der Proband das bei der Durchführung des Tests nicht erkennen kann. Für ihn ist in aller Regel nicht ersichtlich, welche Frage zu welcher Gruppe gehört. Die Auswertung erfolgt nach einem intelligenten Verfahren. Eine Beantwortung nach dem Zufallsprinzip wird ebenso aufgedeckt wie der Umstand, dass beim Ankreuzen bestimmter Antworten (im Kontext mit anderen) mit hoher Wahrscheinlichkeit gelogen wurde.
Die Testperson kann nicht erkennen, ob ja oder nein im Einzelfall die “bessere” Antwort ist. Dies beugt der Versuchung vor, das Testergebnis durch bewusst falsche Antworten zu manipulieren. Die Person wird im Regelfall daher wahrheitsgemäß antworten. Wenn 50 oder mehr Fragen mit unsicher angekreuzt werden, ist der Test ungültig. Die 10 Gruppen, die auch als “Charakterzüge” bezeichnet werden, lassen sich wie folgt aufschlüsseln:
A) Standards: stabil bis labil B) Ziele: glücklich bis deprimiert C) Selbstkontrolle: ausgeglichen bis nervös D) Verlässlichkeit: sicher bis unsicher E) Tatkraft: aktiv bis inaktiv F) Effektivität: fähig bis gehemmt G) Ursache: verantwortlich bis unverantwortlich H) Realität: objektiv bis kritisch I ) Affinität: anerkennend bis distanziert J) Kommunikation: kommunikativ bis zurückgezogen
Jede der drei Antwortmöglichkeiten erhält eine festgelegte Punktezahl, die von Frage zu Frage variieren kann. So ist beispielsweise “Sind Sie ein langsamer Esser?” nicht so bedeutsam wie “Könnten Sie Ihrem Chef bei einer Meinungsverschiedenheit deutlich widersprechen?”. Die Punkte der 20 Antworten jeder Gruppe werden separat aufsummiert und nach einem bestimmten Verfahren in eine Bandbreite von -100 bis +100 umgerechnet. In aller Regel macht das ein Computer, es gibt aber auch Tabellen, mit deren Hilfe man es manuell erledigen kann. Die so ermittelten Werte lassen sich graphisch darstellen, indem man jeden einzeln auf einer Skala von -100 bis +100 als Punkt einträgt und die 10 Punkte dann untereinander durch Geraden verbindet. Es entsteht so eine Kurve, die man auch als “Graph” bezeichnet. Nachfolgend ein Beispiel, das durch ein vom Verfasser geschriebenes Computerprogramm erstellt wurde. Die errechneten Gruppenwerte sehen Sie in Rot oberhalb der positiven Eigenschaften.
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Es ist die Kurve einer Person, die sich zum Zeitpunkt der Auswertung in keinem guten Zustand befand. Nur drei der 10 Gruppen liegen in einem Bereich oberhalb der Schraffur, (höher als +33), der als akzeptabel gilt.
Der ideale Bereich von +70 und besser wurde oben bei keiner einzigen Gruppe erreicht. A, B und C sind deutlich unterhalb von Null und vermitteln, dass die Person psychotische Merkmale aufweist. B lässt zusätzlich erkennen, dass die Person zu Depressionen* neigt. Die Werte von G und H weisen für den Fachmann darauf hin, dass es im Bereich destruktiver Absichten* sowie begangener Verfehlungen für den Auditor einiges aufzuarbeiten gibt.
Nachfolgend der Test einer Person, den sie nach dem Erreichen des Zustandes Clear* machte, (blaue Kurve). Die Gruppe H befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im schraffierten Bereich, der als nicht akzeptabel gilt. Anschließend wurde sie auf der so genannten Basic Form des FPRD* (zum Thema böse Absichten) auditiert. Das Ergebnis zeigte sich ca. 3 Wochen später in der roten Kurve. Jede einzelne Gruppe befand sich nun im sehr guten Bereich, (+70 und besser).
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Der Computer gibt bei Bedarf für jede der 10 Gruppen vier unterschiedliche Charakterbeschreibungen aus. Welcher erzielte Wert welche der Beschreibungen zur Folge hat, erkennt man an dem vertikalen Farbbalken von Hellblau bis Schwarz. Hellblau, (+70 und besser), ist sehr gut, Schwarz, (-40 und darunter), sehr schlecht. Da es jeweils nur vier standardisierte Beschreibungen gibt, ist nicht viel Differenzierung zu erwarten. Manche Testperson erkennt sich deshalb selbst nicht wieder und/oder fühlt sich durch die Formulierungen des Computers beleidigend abgewertet. Es ist deshalb wichtig, vor einer Übergabe der Computerbewertungen an die Testperson deutlich zu machen, dass das Ergebnis nur das widerspiegelt, was die Person über sich selbst denkt oder wie sie sich selbst sieht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dort, wo das Testergebnis in allen Gruppen extrem schlecht ausgefallen ist, sollte man auf die verbalen Computereinschätzungen ganz verzichten und der Person nur den “Graph” zeigen sowie ggf. erwünschte Auskünfte dazu erteilen. Sie sollte jedoch wissen, dass jemand, der sämtliche Fragen im Sinne optimalen Überlebens beantwortet, tatsächlich eine Kurve erhält, die sich in allen Punkten auf +100 befindet.
Neben den vierzig Standardbewertungen, gibt es weitere Charakterbeschreibungen, die vom Computer dann im Einzelfall ausgegeben werden, wenn der Wert einer Gruppe ungewöhnlich aus dem Rahmen fällt oder nicht zu dem Gesamtbild passt. Es macht beispielsweise keinen Sinn, dass eine Person überaus glücklich und zugleich verantwortungslos ist. Die Person erhält dann eine abweichende verbale Bewertung für den Charakterzug B. Die meisten solcher zusätzlich ausgegebenen Daten sind jedoch nicht für die Testperson bestimmt, sondern es handelt sich dabei um Hinweise für den Testauswerter sowie den Fallüberwacher* und/oder den Auditor. Zum Beispiel, dass jemand schwer in vergangenen Verlusten feststeckt, dass er ein schlechter Arbeiter ist, sich minderwertig fühlt, unter einem Märtyrerkomplex leidet, zu Wutausbrüchen neigt, leicht reizbar ist, manisch depressiv oder auf Zerstörung aus ist, dass die Person lügt, sich durch irrsinnige Heiterkeit auszeichnet usw.
Der OCA-Test genoss bei Hubbard hohes Ansehen und ist in seiner Organisation auch heute noch Standard. Nicht nur bei der Anwerbung neuer Leute, sondern auch bei der Beurteilung von Fallfortschritten während des Auditings*. In diesem Sinne wird er auch außerhalb der Organisation von “freien Auditoren” genutzt. Die Kurve gibt dem Fachmann entscheidende Hinweise, wo er therapeutisch ansetzen muss, und sie zeigt nach einer gewissen Zeit bei neuerlichen Tests, wo Verbesserungen erreicht werden konnten. Hubbard veröffentlichte in seinen XDN*-Serien 8 bis 19 zahlreiche OCA-Kurven von Personen, die mit dieser Technik auditiert worden waren. Sie zeigen, wie diese Personen sich nach und nach verbesserten.
Jeder Auditor und/oder Fallüberwacher hat mit dem OCA-Test ein Analyseinstrument an der Hand, das ihm gestattet, psychische Defizite von Personen zu erkennen und zielgerichtet etwas dagegen zu unternehmen. Das Ziel lautet, jeden Punkt der Kurve oberhalb des schraffierten Bereichs, also höher als +33 zu bringen. Im Jahr 1972 legte Hubbard in einem technischen Bulletin fest, dass nur solche Personen eine Zulassung zu den OT-Stufen* erhalten durften, bei denen das erreicht werden konnte oder wo es von Anfang an der Fall war. Es handelt sich um HCOB 3.2.72, "R6EW - OT III, die No-Interference-Zone”, Abschnitt “Test”. Wer zu diesem Zeitpunkt eine solche Kurve nicht vorweisen kann, wird auf die OT-Preps* geschickt.
Der OCA-Test wird von Kritikern mit der Scientology-Organisation gleichgesetzt und dann häufig als unwissenschaftlich, wertlos usw. bezeichnet. Dabei handelt es sich um Polemik, die von sachfremden Erwägungen geleitet ist und objektiv nicht den Tatsachen entspricht. Ohne es offiziell zuzugeben, wird der Test in den Personalabteilungen zahlreicher Unternehmen verwendet, um Bewerber vor einer Einstellung auf ihre psychische Eignung zu überprüfen. Personen, deren OCA-Kurve sich durchgängig oberhalb des schraffierten Bereichs befindet, können, (wenn sie die fachliche Qualifikation mitbringen), bedenkenlos akzeptiert werden.
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