Zeitspur
Der Begriff wird von Hubbard erstmals in seinem 1950 erschienen DIANETIK-Buch erwähnt. Es soll eine Einrichtung des Geistes sein, die von Anbeginn des Lebens wie eine Filmkamera ständig mitläuft und alles aufzeichnet, was ein Wesen wahrnimmt. Angeblich soll diese Aufzeichnung mindestens 350 Billionen Jahre alt sein und sich im Unterbewusstsein befinden, das als der “Aufzeichner” angesehen wird. Die Wahrnehmung erfolgt ständig, auch wenn das Individuum schläft oder bewusstlos ist.
Im Text seines Incident I* schreibt Hubbard, dass die Zeitspur 4 Billiarden Jahre alt sei. Auf seiner E-Meter-Übung 25 müssen die Auszubildenden sogar nach Hunderten von Billiarden Jahren Ausschau halten.
Im HCOB vom 15.5.1963 wird die Zeitspur wie folgt beschrieben (Auszug):
“Die endlose Aufzeichnung der ganzen Vergangenheit des PCs mit allen 52 Wahrnehmungen. Die Zeitspur ist eine sehr genaue Aufzeichnung der Vergangenheit des PCs, mit sehr genauen Zeitangaben, die dem Auditor sehr gut gehorcht. Wenn ein Film dreidimensional wäre, 52 Wahrnehmungen beinhalten würde und auf den Beobachter einwirken könnte, dann könnte man die Zeitspur einen dreidimensionalen Film nennen. Die Zeitspur ist mindestens 350.000.000.000.000 Jahre alt, wahrscheinlich sehr viel älter, wobei jede 1/25 Sekunde eine Szene aufgezeichnet ist.”
Im DIANETIK-Auditing wird davon ausgegangen, dass das geistige Wesen wegen der genauen Zeitangaben jedes beliebige Geschehnis “herbeiholen” und sich anschauen kann. Das gilt auch für “frühere Leben”, deren Ereignisse die auditierte Person ganz selbstverständlich inspizieren kann und dadurch Gewissheit darüber erlangt, bereits vor dem aktuellen Leben unter jeweils anderer Identität zahlreiche Male gelebt zu haben. Auf diese Weise wird die Reinkarnation* zur Tatsache. Zahlreiche psychische Probleme, die ein Individuum haben mag, können oft nur durch eine Inspektion früherer Leben zum Verschwinden gebracht werden. Dies erklärt, warum Psychotherapeuten, die ständig auf der Suche nach traumatischen Erlebnissen sind und sie in der Jugend oder Kindheit des gegenwärtigen Lebens eines Patienten vermuten, sehr häufig erfolglos bleiben.
Die 1/25 Sekunde ist vermutlich der Filmtechnik entnommen¹). Durch das Abspielen von 25 aufeinanderfolgenden Bildern pro Sekunde wird dem Betrachter durch die Trägheit des Auges vorgegaukelt, es handele sich bei dem Film um eine fortlaufende Bewegung. Da Hubbard selbst Filme drehte, kannte er vermutlich die Zusammenhänge und hat sie deshalb als Behauptung in seine Theorie eingebaut. Naiv, so möchte man meinen, denn der Mensch, der sich Bewegungsabläufe zurückruft, sieht sie mit seinem geistigen Auge. Das hat keine physikalische Trägheit und ist somit auch nicht auf derartige Mechanismen angewiesen. Die Aufzeichnung von Bewegungen im Unterbewusstsein erfolgt ganz sicher nicht in Gestalt einzelner Bilder.
¹) Eigentlich wurden beim Zelluloidfilm nur 24 Bilder pro Sekunde aufgenommen und abgespielt. Vielleicht wusste das Hubbard nicht, oder er verwechselte es mit dem damals in Europa noch üblichen analogen Fernsehen. Dort sah der Betrachter 25 Bilder pro Sekunde, (50 Halbbilder im Zeilensprungverfahren.)
Die erwähnten 52 Wahrnehmungen sind eine nie bewiesene Behauptung Hubbards. Es gibt von ihm keine schriftliche Hinterlassenschaft, in der sie alle aufgezählt wären.
Gleiches gilt hinsichtlich des Alters. 350 Billionen Jahre passen nicht zu einem Universum, das erst 13,8 Milliarden Jahre alt ist. Es mag davor frühere Universen gegeben haben, aber deren Datierung ist nicht möglich, weil “Zeit” ein Bestandteil des Physikalischen Universums ist. Zwischen zwei Universen gibt es keine Zeit. Siehe dazu CC-Implant* und OT II*.
Heute gilt die Zeitspur als umstritten. Einstein legt mit seiner Raumzeit dar, dass Vergangenheit und Zukunft Illusionen sind. Alles findet im “Jetzt” statt. Es gibt aber die Annahme, dass der menschliche Geist sich nicht an diese Vorgaben des Physikalischen Universums hält, sondern sehr wohl mit der Vergangenheit “arbeitet”. Das DIANETIK-Auditing funktioniert zum Beispiel sehr gut dadurch, dass es die auditierte Person im Bedarfsfall nach früheren ähnlichen Geschehnissen befragt und darauf eine Antwort erhält.
Die Neurowissenschaften gehen davon aus, dass Zeit* vom Gehirn erschaffen wird. Der spirituelle Mensch schreibt es dem geistigen Wesen zu. Beide Auffassungen stimmen darin überein, dass Zeit etwas Individuelles ist. Da Auditing auch individuell stattfindet, steht das einem therapeutischen Gesichtspunkt nicht im Weg. Was dann aber zur Handhabung des Unterbewusstseins* unzulässig ist, sind die verallgemeinernden Zeitangaben Hubbards. Sie werden dem Individuum übergestülpt, obwohl dessen Realität im Einzelfall ganz anders sein mag.
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