Dämon

Es gibt hierfür keine einheitliche Definition. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet “Geist eines Abgeschiedenen”. Frei übersetzen könnte man es mit “Seele eines Toten”. “Dämonisch” wird heute vielfach nur noch negativ im Sinne von “bösartig” gebraucht. Entsprechend gilt, dass ein Dämon Destruktives im Schilde führt und dem Menschen nach besten Kräften schaden möchte. Erhalten hat sich jedoch dabei fast immer die Vorstellung, dass es sich um ein rein geistiges bzw. spirituelles Phänomen handelt. Lediglich die Psychiatrie sowie ein Teil der restlichen Ärzteschaft hält es aus ihrer Sicht für eine organische Erkrankung, wenn jemand Symptome einer “Besessenheit” zeigt.  

Den Dämonen wird besonders im Markus-Evangelium der Bibel größere Aufmerksamkeit gewidmet. Dort wird wiederholt davon berichtet, dass Jesus einzelne Personen von Dämonen befreite, die von ihnen Besitz ergriffen hatten und einen negativen Einfluss auf sie ausübten. In diesen Zusammenhang gehört  der heute noch zeitweilig von der Katholischen Kirche praktizierte Exorzismus. Dabei geht es mittels bestimmter Techniken um das Vertreiben eines bösartigen Dämons. Die Existenz von Dämonen wird in zahlreichen Kulturen unserer Welt als Tatsache betrachtet, ist jedoch hierzulande den meisten Menschen nicht sonderlich real. 

Bei Hubbard spielen Dämonen auf seinen OT-Stufen* eine wichtige Rolle. Für ihn sind sie geistige (spirituelle) Wesen “wie du und ich”, die keinen Körper besitzen und sich stattdessen in oder am Körper eines Menschen aufhalten. Er bezeichnete sie als “Body-Thetane*, abgekürzt “BTs”. Sie gelten nicht als generell böse, denn die Kommunikation mit ihnen vermittelt, dass sie sich häufig nur langweilen und/oder durch ihre Aktivitäten lediglich Aufmerksamkeit erregen wollen.

Ansonsten gelten Dämonen als desorientiert bzw. von einem Misskonzept beherrscht, wer oder was sie sind. Ihre Anwesenheit ist regelmäßig unerwünscht, denn als angebliche Verursacher von Schmerzen, Krankheiten, überlebensfeindlichen Gefühlen und Gedanken sowie anderen Phänomenen werden sie vom Individuum als überlebensfeindlich angesehen.

Hubbard beging den Fehler, die Dämonen letztendlich für alles verantwortlich zu machen, was einem Menschen seelisch und körperlich zu schaffen macht. Seine Behauptung, dass jedes Individuum von ihnen massenhaft betroffen wäre, wurde von ihm frei erfunden. Zeitgenossen Hubbards berichteten, dass er sich zeitweilig selbst als Wirkung einzelner Dämonen empfand und dafür längere Zeit keine Abhilfe hatte. Inwieweit sein kolportierter Gebrauch von Drogen dabei eine Rolle spielte, bleibt Spekulation.

Auf der Stufe OT V* werden Techniken angewendet, um (ähnlich wie die Exorzisten) mit Dämonen zu kommunizieren, wobei stets das Ziel im Vordergrund steht, sie einfach nur loszuwerden. Das Thema wird dabei realitätsfern ausgedehnt. Danach ist im Grunde jeder Mensch von einer unüberschaubaren Zahl an Dämonen umgeben, die es mit den auf OT V angewendeten Techniken  zu entfernen gilt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei den damit befassten Personen autosuggestive Mechanismen eine Rolle spielen.

Gemäß der Lehre Hubbards heften sich Dämonen an den lebenden menschlichen Körper an. Offen bleibt, zu welchem Zeitpunkt das geschieht. Hubbard hat das nie thematisiert, denn er hätte sich dann auch dazu äußern müssen, ob es Gesetzmäßigkeiten betreffend die Verteilung auf die einzelnen Individuen gibt. Da die Erdbevölkerung seit der Entstehung der Menschheit bis heute explosionsartig auf 8 Milliarden angewachsen ist, stellt sich diese Frage zwangsläufig. Weil Dämonen angeblich nur lebende Körper besiedeln, ist es folgerichtig, dass sie mit dem Körpertod wieder verschwinden.

Von Hubbard völlig unerwähnt gelassen wurde die Tatsache, dass die Menschheit in Gestalt des homo erectus erst vor 1,5 Millionen Jahren entstand und dass die Dämonen somit 73,5 Millionen Jahre lang niemanden fanden, an den sie sich hätten anheften können. Er muss über diese Zusammenhänge verwirrt gewesen sein, denn nach seiner Schilderung von OT III* wurde die Bevölkerung der Erde bereits vor 75 Millionen Jahren den Einpflanzungen* dieses angeblichen Geschehnisses unterzogen.    

Wie im Abschnitt “Zusätzliche Anmerkung” beschrieben wird, sollen die Dämonen “schlafen” und angeblich erst durch die Aktivitäten auf den OT-Stufen* geweckt und dadurch gefährlich werden. Wie bemerken sie im schlafenden Zustand, dass der von ihnen besiedelte Körper stirbt und sie ihn nun verlassen müssen? Wie nehmen sie davon Kenntnis, dass Menschen neu geboren werden und deshalb für eine Okkupation bereit stehen? Sind alle existierenden Dämonen gleichmäßig auf die lebenden Körper verteilt? Gibt es bei deren Besiedelung eine Obergrenze? Wenn ja, rücken andere nach, wenn einzelne Dämonen vorzeitig den jeweiligen Körper verlassen? Und warum lässt man die Dämonen nicht einfach schlafen, wenn angeblich erst nach ihrem Erwachen Gefahr von ihnen ausgeht? Wären die OT-Stufen unter diesem Gesichtspunkt nicht einfach überflüssig?

Die alles übertreffende Frage ist jedoch, warum Dämonen sich überhaupt an menschliche Körper anheften. Welchen Sinn soll das haben? Ist das für Dämonen in irgendeiner Weise überlebensfreundlich? Prinzipiell könnten sie sich doch auch an Tiere, Pflanzen oder tote Gegenstände anheften oder auf Anheftungen ganz verzichten. Da sie ja angeblich schlafen,  würde das ohnehin keinen Unterschied machen. Der Dämon, der (nach der Theorie) auf OT V dazu gebracht wird abzuhauen, befindet sich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in einem “angehefteten” Zustand. Wo hält er sich danach auf?     

Der gesunde Menschenverstand stellt ganz selbstverständlich solche Fragen. Bei Hubbard gibt es darauf keine Antworten. Offenbar wusste er es selbst nicht. Die von ihm zu Papier gebrachten Behauptungen betreffend Dämonen zeugen von erheblicher Verwirrung. Angesichts der bei OT III* angeblich erzeugten 13 Billionen  Dämonen besteht aus heutiger Sicht keine Aussicht auf Besserung, denn die Zahl derer, die durch die OT-Techniken zum “Abhauen” gebracht werden, ist im Vergleich dazu verschwindend gering.

Wenn man Hubbards Lehre betreffend die Dämonen spekulativ als Tatsache ansieht, ist jedes Individuum spätestens nach einer Reinkarnation* zwangsläufig wieder neu mit Dämonen konfrontiert. Die Hoffnung, auf den OT-Stufen eine dauerhafte Handhabung dieses Sachverhalts zu erzielen, ist eine Illusion, denn die dort praktizierten Techniken bewirken keine “Immunität”. Sie schützen nicht einmal davor, im aktuellen Leben von neuen Dämonen okkupiert zu werden. Die Lösung besteht stattdessen darin, die Postulate* zu beseitigen, die das Individuum für Dämonen angreifbar machen. Ein gutes Beispiel ist die Hypnose. Menschen, die nachprüfbar nicht hypnotisiert* werden können, haben zum Beispiel kein Postulat, das diese Manipulation bei ihnen ermöglicht. Siehe Postulate auditieren*.

Wegen der weltweit verbreiteten Überzeugung, dass Dämonen existieren, soll das Vorhandensein körperloser Seelen hier nicht in Frage gestellt werden. Es hat jedoch keinesfalls das von Hubbard behauptete Ausmaß und auch nicht die ihm zugeschriebene Wichtigkeit. Da OT III* eine Ansammlung von abstrusen Unwahrheiten darstellt, kann dieses angeblich vor 75 Millionen Jahren stattgefundene Ereignis (wie von Hubbard behauptet) nicht die Ursache für die Entstehung der Dämonen gewesen sein. Für den spirituellen und geistig intakten Menschen steht es außer Frage, dass er als unsterbliches Wesen nach dem Körpertod in jedem Einzelfall selbst darüber entscheidet, wie es “weitergeht”. Dazu gehört auch die Möglichkeit, für eine Weile keinen neuen Körper mehr zu “bewohnen”. Alles Weitere bleibt der Phantasie des Lesers überlassen.    


Zusätzliche Anmerkung
Hubbards OT-Techniken vermitteln, dass ab
OT III* jede E-Meter-Anzeige daraufhin überprüft werden soll, ob es sich dabei um die eigene Ladung* der Person oder um die eines Dämons handelt. Das kompliziert und verlängert jede einzelne Sitzung und bedeutet eine Unsicherheit oder Abwertung für die auditierte Person. Insbesondere dann, wenn die “Eigentümerschaft” der Ladung nur schwer oder gar nicht geklärt werden kann. Das Verfahren lässt außer Acht, dass das Individuum in jedem Fall der “Chef” ist und selbst darüber bestimmt, ob Dämonen einen Einfluss haben oder nicht. Jedes Wesen kann nur dann von außen beeinflusst, verletzt, seelisch traumatisiert, hypnotisiert, mit Implants beaufschlagt werden usw., wenn es selbst damit übereinstimmt.  

Im Übrigen ist es technisch nicht nachvollziehbar, dass solche Überprüfungen, wenn sie denn für nötig gehalten werden, vor OT III nicht stattfinden. Die vermittelte fragwürdige Erklärung dafür lautet, dass Dämonen vor den OT-Stufen “schlafen” und deshalb nicht mitbekommen, was um sie herum geschieht. Auditoren berichten aus eigener Erfahrung, dass das nicht stimmt. Offenbar wurde es von Hubbard schlicht erfunden. Dämonen können auch auf dem unteren Teil der Brücke schon hellwach sein und Anzeigen am E-Meter erzeugen. Geschieht das, wird dem Preclear diese Ladung als seine eigene angezeigt, was zu Out-Listen* führen kann. In der Scientology-Organisation werden Auditoren und Fallüberwacher des unteren Teils der Brücke nicht über die OT-Theorien informiert und wissen daher manche Phänomene nicht zu deuten. Ihnen fehlt die Realität darüber, dass gefundene Ladungen anderen Wesen “gehören” können. Da gilt auch für die GE*.

Hubbard bezeichnete die Spanne bis einschließlich OT III als die “No-Interference-Zone” und legte im HCOB vom 3.2.72 fest, dass sie so schnell wie möglich durchschritten werden müsste, weil das Individuum sich sonst in großer Gefahr befände. Damals war er noch der Meinung, dass mit dem Abschluss von OT III alle Dämonen beseitigt wären. Das, was heute auf OT IV, V und VII auditiert wird, steht dazu im Widerspruch. Der Fachmann kann nicht nachvollziehen, warum nach OT III keine Gefahr mehr bestehen soll. Die Referenz aus 1972 hätte entweder revidiert oder gestrichen werden müssen.  

Personen, denen es real ist oder die nicht ausschließen können, dass sie Dämonen um sich herum haben, lassen sich ohne die Feststellung der “Eigentümerschaft” ganz normal (herkömmlich) auditieren, wenn der Auditor mit ihnen zu Beginn der Sitzung eine verbindliche Vereinbarung trifft. Nämlich, dass alle Fragen und Anweisungen dieser Sitzung sich nur an die Person selbst richten und dass Dämonen “außen vor” bleiben. Das funktioniert einwandfrei und gestattet es, solche Personen auf jedem beliebigen Prozess zu auditieren. Auch auf NED*. Der Auditor kann dem PC* unbesorgt jede (richtig) gefundene Ladung als seine eigene anzeigen* und wird ihm dabei niemals eine Out-Liste verursachen.    


Historisches
Die Vorstellung der Existenz von Dämonen als spirituelles Phänomen ist vergleichsweise jung. Davor, aber auch noch lange Zeit danach, war im Volk die Auffassung verbreitet, dass Menschen nach dem Tod unter bestimmten Bedingungen als “Untote” körperlich weiterleben und dass von ihnen für die Lebenden eine Gefahr ausgeht. Um diese zu mindern, wurden die Leichen Verstorbener bei der Beerdigung vielfach mit Steinen beschwert, mit Eisenbändern gefesselt, mit langen Pflöcken im Erdreich verankert, sie mit dem Gesicht nach unten beerdigt, ihnen der Kopf abgeschlagen usw. Diese “Vorkehrungen” dienten der Vermeidung einer körperlichen Rückkehr. Es drängt sich der Verdacht auf, dass nur mit solchen Leichen in dieser Weise verfahren wurde, bei denen es handfeste Gründe gab. So befürchtete man u.a., sie könnten für an ihnen zur Lebzeiten begangenes Unrecht Rache üben. Über lange Zeiträume verband man mit “Untoten” die Vorstellung von “Vampiren”, “Wiedergängern”, “Nachzehrern”, “Aufhockern” usw.

Erst in den 1930er Jahren wurde in westlichen Kulturkreisen für “Untote” das Wort “Zombie” eingeführt. Es soll seinen Ursprung in Westafrika haben und sich durch den Sklavenhandel über Haiti verbreitet haben. Besonders in Filmen werden “Zombies” als hässliche, sich unkoordiniert bewegende, bösartige Gestalten dargestellt, die regelmäßig in größerer Zahl auftreten und vor denen man sich als Lebender in Acht nehmen muss, um nicht von ihnen verletzt oder getötet zu werden. Das Thema hat offenbar in der Phantasie der Menschen nichts an Faszination verloren.

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